Gelegenheit, sich Gedanken über die Herstellung dieses Stoffes zu machen. Dabei wird halb vergrabenes Wissen aus der Schulzeit zu Tage gefördert und man erinnert sich an Raupen in Kokons... aber wie war das genau nochmal?
Seide wird nach ihrer Herkunft, also dem Tier, das sie herstellt, unterschieden. Am bekanntesten dürften die Maulbeerseide und die Wildseide sein.
Erstere ist die "klassische": sie wird aus den Kokons des Maulbeerseidenspinners gewonnen. Dieses Insekt existiert heute nicht mehr in Wildform, sondern nur noch in domestizierter (erste neue Info für mich), gefüttert wird sie ausschließlich mit Blättern des Maulbeerbaumes (daher der Name). Sobald sie sich "fett gefressen" haben, spinnen sie sich ein und der wertvolle Kokon entsteht -- das besondere daran ist, daß die Seidenspinnerraupe hierbei mit EINEM einzigen Faden arbeitet. So ein einzelner Faden hat eine Länge von 300-500m (zweite neue Info)!
Um diesen zu gewinnen, werden die Kokons heiß eingeweicht (um das den Kokon verklebende Sekret zu lösen) und der Faden dann aufgehaspelt (eine Haspel ist ein technisches Gerät um Fäden, Garne, ... aufzuwickeln [dritte neue Info ;-)]). Deswegen wird die so hergestellt Seide auch Haspelseide genannt.
Von einem Kokon können so ca. 50% verarbeitet werden, der Rest wird als "Seidenabfall" bezeichnet (vierte neue Info); dennoch ist dieser von der Stoffqualität noch hervorragend und wird wie andere Garne versponnen und kann so verwendet werden.
Ein einzelner langer Seidenfaden kann nur gewonnen werden, wenn man verhindert, daß die Seidenspinner schlüpfen ... das ist auch gleichzeitig das, was Tierschützer an echter Seide bemängeln: die Raupen müssen zur Gewinnung getötet werden.
Etwas anders wird die sogenannten "handgezogene Seide" erzeugt: hierbei werden ca. 20 Kokons eingeweicht und dann vorsichtig zu einem Netz auseinandergezogen. Getrocknet und übereinandergelegt ergiben sich hierbei sehr haltbare Vliese, die auch nicht weiter vernäht werden müssen.
Die zweite sehr bekannte Seidenart ist die Wildseide. Diese stammt nicht vom Maulbeerseidenspinner, sondern von wild lebenden Seidenspinnern, z.B. vom in Asien vorkommenden Tussahspinner. Dessen Kokons werden gesammelt und weiter verarbeitet. Der gewonnene Faden ist nicht so weiß wie der des Maulbeerseidenspinners und auch ungleichmäßiger (Natur eben). Häufig sind die Spinner schon geschlüpft, so daß kein durchgängiger Faden mehr gezogen werden kann, von daher ist Wildseide meistens versponnene Seide.
Auch andere Tiere stellen Fasern her, deren verwobenes Garn als Seide bezeichnet werden: z.B. gibt es die Muschelseide (fünfte neue Info). Muscheln erzeugen Sekret aus "Fußdrüsen", das als Byssus bezeichnet wird. Dieses Sekret hilft den Muscheln, sich an bestimmten Felsstellen usw. "festzusetzen". Sollten die Bedingungen an solchen Brandungswellen den Muscheln nicht mehr zusagen, lösen sie das Sekret und lassen sich weitertreiben. Byssus wird schon seit dem Mittelalter verarbeitet und ist seither auch unter dem Begriff "Muschelseide" bekannt.
Dieser Blogeintrag hat mir gezeigt, daß es durchaus gut sein kann, auch mal wieder altes Wissen aufzufrischen... v.a. da ich allein beim Lesen über dieses Thema, von dem man eigentlich denkt "ok, weiß ich irgendwie schon" bzw. "hab ich schonmal irgendwann gehört", mehrere neue Infos gewonnen habe... :-)
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