Montag, 27. April 2015

Tag 104: Erlkönig

Ab und an sieht man (v.a. wenn man natürlich in einer Großstadt wie München lebt), bunt (oder besser: schwarz mit weißem Muster) abgeklebte Autos. Erst recht spät habe ich erfahren (ich glaub irgendwann während des Studiums), daß es sich bei diesen um Prototypen neuer Fahrzeugmodelle handelt und die Beklebung vom tatsächlichen Aussehen ablenken soll, um noch einen gewissen Überraschungseffekt zu haben, wenn der Wagen offiziell mit allem Brimborium vorgestellt wird.

Soweit, so bekannt. Was ich aber erst zufällig am Wochenende bei einem Gespräch erfahren habe, ist daß es sogar eine Bezeichnung für diese Prototypen gibt. Und zwar "Erlkönig". Bei dieser Bezeichnung muß ich als erstes an das gleichnamige Gedicht von Goethe denken, das ich in der Schule auswendig lernen durfte (und das mir durchaus gefallen hatte ;-)).

Just von diesem Gedicht leitet sich auch der Name für die Prototypen ab. 1952 hat ein Journalist der auto motor sport diesen zum ersten Mal ins Gespräch gebracht. Er hat das Goethegedicht für die Beschreibung des damals neuen Mercedes Benz 180 umgedichtet... hier, weil's so schön ist, in Gänze:

Wer fährt da so rasch durch Regen und Wind?
Ist es ein Straßenkreuzer von drüben,
der nur im Umfang zurückgeblieben
oder gar Daimlers jüngstes Kind?
Der stille Betrachter wär gar nicht verwundert,
wenn jenes durchgreifend neue Modell,
das selbst dem Fotografen zu schnell,
nichts anderes wär als der Sohn vom »Dreihundert«.

Seither hat sich der Begriff Erkönig gehalten.

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