Montag, 26. Januar 2015

Tag 15: Spießertum per se

Das Sinnbild für das (v.a. deutsche) Spießertum per se ist wohl der Gartenzwerg. Grund genug, sich einmal in Kürze mit dessen Geschichte zu beschäftigen. Die ersten Gartenzwerge sind Ende des 17. Jahrhunderts in einem Schloßgarten in Innsbruck aufgestellt worden. Damals noch aus Sandstein und als "Skulpturen" bezeichnet, waren sie noch künstlerisch wertvoll (oder wurden dafür gehalten). In Verruf gerieten sie allerdings schnell danach: Bereits im Zeitalter der Aufklärung (Wiener Klassik, um 1800) hat sich u.a. Goethe sehr abwertend über diesen geschmacklosen Gartenschmuck geäussert und auch andere führende Geister lehnten sie ab -- und so wurden auch viele "Skulpturen" in diversen Schloßgärten zerstört.

Verbreitet haben sie sich dennoch im 19. Jahrhundert immer weiter, v.a. in kleinbürgerlichen Gärten im deutschsprachigen Raum sowie in England (über den englischen Geschmack lässt sich ja ebenfalls hervorragend streiten ;-)).

Im dritten Reich (manche Gauleiter verboten die "hässlichen Zwerge", weil sie die Landschaft verschandelten) sowie bedingt durch die beiden Weltkriege, als Gartendekoration nicht das wichtigste Anliegen der Menschen war, verloren die geschmacklich doch sehr indiskutablen Gestalten an Beliebtheit.

Eine Renaissance erfuhren sie erst um die 1990er Jahre, als viele Scherz-Gartenzwerge (mit hoch gerecktem Mittelfinger, mit Messer im Rücken, mit entblösstem Hinterteil...) in Umlauf gerieten -- und sei ihre Beliebtheit auch nur dem Fakt zu verdanken, daß man damit aufs Herrlichste Nachbarschaftstreitigkeiten anheizen kann. Auch Udo Struutz hat mit seinen Go Trabbi Go!-Filmen sicher auch sein Übriges zum erneuten Erfolg der Zwerge getan.


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